Dorsten - Wulfen-Barkenberg „Neue Stadt Wulfen“
Wohnungen errichtet: 4.000 WE
Wohnungen aktuell: ca. 3.700 WE
Bauzeitraum: 1963 - 1980
Fotografiert: 05/2017
Unter dem Begriff "Neue Stadt Wulfen" wurde in den 1960er- und 1970er-Jahren eine Planstadt nördlich des Ruhrgebiets (teilweise) errichtet. Ziel war die Schaffung einer Stadt für Bergbauarbeiter unter Einbezug des historischen Kerns von Wulfen.
Da die Erwartungen zur Steinkohleförderung und den damit verbundenen Arbeitsplätzen nicht erfüllt wurden (prognostiziert waren 8.000 Arbeitnehmer, später weniger als 500), entstanden nur die östlichen Teile der Stadt. Die geplante Doppelschachtanlage wurde zudem nie im geplanten Umfang errichtet (Abteufbeginn war 1958). Anstelle der bei Baubeginn 1963 bis zu 60.000 erwarteten Einwohner (die Prognosen wurden in den 1970er-Jahren auf 20.000 korrigiert, da nur eine Schachtanlage entstand), leben in der Siedlung mit Stand 2016 nur gut 8.000 Einwohner.
Allerdings setzte die Stadt auf innovative, neue Maßstäbe in der Planung. Die Verkehrserschließung erfolgte durch Umgehungsstraßen und mit überwiegend rechts-vor-links-Regelungen ampelfrei. Weiterhin wurde flächendeckend elektrisch geheizt und mit der "Meta-Stadt" entstand ein Baukomplex mit vorgefertigten Stahlteilen für 100 Wohneinheiten. Wegen Baumängeln erfolgte jedoch 1987 bereits nach nur 12 Jahren der Rückbau. Aufgrund der schrumpfenden Einwohnerprognosen scheiterte die Realisierung eines Gebäudes mit flexiblen Innenwänden, hingegen wurde aber die "Finnstadt" von T. Korhonen realisiert (Fotos rechts) - ebenso wie die Einkaufspassage von J. P. Kleinhues, welche sich am heutigen Westrand der Siedlung befindet und ursprünglich zentral liegen sollte.
Im Bereich „Handwerkermarkt“ (Fotos rechts) erfolgte in den letzten Jahren eine radikale Umstrukturierung der eigentlichen Siedlung: Ein Wohnriegel wurde komplett abgerissen und die Gebäude an der Passage auf nur wenige Etagen zurückgebaut. Trotz aller Maßnahmen besteht bei Geschäften und Wohnhäusern ein eklatanter Leerstand. Von der markanten Fussgängerbrücke blieb als "Kunstobjekt" nur ein Betonpfeiler.
Wenn auch der eigentliche Wohnungsbau 1980 beendet wurde, erfolgten noch weitere Bautätigkeiten bis 1990. Im Jahr 2000 wurde dann die Steinkohlförderung im Schacht endgültig eingestellt. Seit dem nimmt der Bevölkerungsanteil kontinuierlich ab (auch dem demographischen Wandel geschuldet). Ab 2004 erfolgte die Umsetzung eines Förderungssprogammes und dem damit verbundenen Komplettrückbau von 8-geschossigen Gebäuden bzw. teilweiser Geschosshöhenreduzierung (insgesamt 300 WE). Der Rückbau beinhaltet u.a. auch eine Schule und ein Kindergarten.
Persönliche Anmerkung: Insgesamt wurde strikt darauf geachtet, Fussgänger und Autoverkehr von einander zu trennen - so deutlich und konsequent, wie ich es bisher noch nicht gesehen habe.
Diverse interessante Filme aus den 1960er-Jahren zur Entstehung und dem Stand heute, gibt es im Internet unter dem Suchbegriff "Neue Stadt Wulfen"!