Nürnberg – Langwasser
Wohnungen errichtet: 16.250 WE
Bauzeitraum: ab 1950
Fotografiert: 07/2018
Die Siedlung "Langwasser" wird in 4 Bauabschnitte unterschieden und da die Historie der Siedlung gut dokumentiert ist, lohnt es sich auch hier eine Unterteilung vorzunehmen.
Die Fläche der Siedlung "Langwasser" wurde zusammen mit den Bahnanlagen in der Zeit des Nationalsozialismus für Aufmärsche, Zeltlager, Kriegsgefangenenlager und zur Deportation von Juden verwendet. Im Jahr 1948 gab die Stadt Nürnberg das Gebiet zur Wohnbebauung frei und ab 1950 entstanden u.a. erste Werkssiedlungen. Darunter die „ECA-Siedlung Nürnberg“ (288 Wohneinheiten, Fotos 1 & 2), „Ideal“ (132 WE, Fotos 3, 4 & 5), „Porst-Siedlung“ oder die „Werksvolk-Siedlung“ (288 WE, Fotos 6, 7 & 8).
Im Jahr 1955 entstand in der „Ideal-Siedlung“ das erste Hochhaus Nürnbergs mit 8 Geschossen und im selben Jahr erfolgte die Ausschreibung eines Ideenwettbewerbs für eine Siedlung für 40.000 Einwohner. Den 1. Platz holte der Architekt F. Reichels für seinen Gesamtplan.
Am 29.03.1957 erfolgte die erste Grundsteinlegung für die Baugebiete A und B mit 700 WE in Langwasser Südost.
Hinweis: In der Summe alle Wohneinheiten, die in der Quelle genannt werden, komme ich auf gut 10.000 WE - es sind also selbst in der umfassenden Stadtteildokumentation erhebliche Lücken vorhanden. Sollten Sie weitere, ergänzenden Angaben und Quellen haben, nehmen Sie bitte Kontakt mit mir auf. Danke!
> BA 1: Langwasser Südost
"Langwasser Südost" ist der erste offizielle Bauabschnitt der Siedlung (von den Werksiedlungen in Südwest abgesehen) und beinhaltet die Baugebiete A/B, C, D, E, F/G und H.
Die Grundsteinlegung vom Gebiet A/B erfolgte am 29.03.1957 - errichtet wurden 700 WE in 4- und 5-geschossiger Bauweise. Im Gebiet C (1959-1960) wurden vorwiegend 154 Ein- und Zweifamilienhäuser und im Gebiet D (1961-1965) 203 Einfamilienhäuser, sowie Hochhäuser errichtet. Die Gebiete gehen alle auf den Architekten Reichels zurück.
1959 wurde bereits beschlossen, dass statt zukünftig 40.000 Einwohnern für Langwasser eine Zahl von 48.000 angestrebt werden soll. Hierdurch wurden weniger Einfamilienhäuser, dafür höhergeschossige und verdichteter Bauweisen geplant.
Schon 1963 wurde der Aufbauplan überarbeitet und das Einwohnerziel auf 63.000 erhöht. Dieses wird deutlich in den Gebieten E und F (1971-1975, nach Schlegtendal), die in Fertigteilbauweise errichtet wurden, wobei im Gebiet E größtenteils Eigentumswohnungen entstanden (1976 erfolgte noch eine Nachverdichtung).
Die Gebiete G und H (nach Reichel und Hennig) entstanden auf der Fläche des ehemaligen Flüchtlingslagers.
Detailliertere Angaben zu Wohneinheiten und Bauzeiträumen sind der Literaturquelle nicht zu entnehmen. Zudem werden in der Literaturquelle unterschiede zwischen Angaben im Text und einem Lageplan mit Baugebietszuordnung deutlich. Die nachfolgenden zeigen laut Lageplan die Gebiete A/B, F/G und Gebiet H (die Gebiete C bis E waren witterungs- und zeitbedingt nicht dokumentierbar)
> BA 2: Langwasser Südwest
Das Baugebiet "Langwasser Südwest" beinhaltet heute auch die erste ECA-Siedlung in Deutschland, sowie die Ideal- und Werkvolk-Siedlung.
1962 und 1963 erfolgte die Planung der Baugebiete I, K, L und M, wobei Gebiet I (ab 1963, Gebrüder Scherzer) über 515 WE mit Bunglow bzw. Einfamilienhäusern und vier 13-geschossigen Hochhäusern verfügt.
Das Gebiet K wurde von 1964 bis 1967 mit 3- bis 8- bzw. Mehreren 12-geschossigen Riegeln vom Architekten Buff geplant (850 WE), während das Gebiet L/M wieder auf Plänen Reichels zurückgeht und 1965 bis 1969 errichtet wurde. Die endgültige Realisierung der 650 WE erfolgte durch Frieser, Schneider und Böbel (wobei 1990/1991 nochmal nachverdichtet wurde).
> BA 3: Langwasser Nordwest
"Langwasser Nordwest" ist in einem Stück geplant und als Baugebiet U errichtet worden. Die Architekten Hennig, Steinmeyer und Tschabrunn entwickelten dieses fast gartenstadtähnliche Gebiet mit 2.827 Wohneinheiten und 362 Eigenheimen, welches von 1966 bis 1972 errichtet wurde. An zentraler Stelle wurden mehrere bis zu 17-geschossige Hochhausscheiben errichtet und sind von Grünanlagen umgeben, wobei 1986 weitere Nachverdichtungen erfolgten.
> BA 4: Langwasser Nordost
Langwasser Nordost ist der jüngste Teil der Siedlung und wird aktuell mit dem Bauabschnitt T gerade fertiggestellt (Ziel: 700 WE).
Insgesamt erfolgten seit der ersten Planung 1963, mit einem Ziel von 7.300 Wohneinheiten, mehrere Überarbeitungen. Dieses hatte 1970 zur Folge, dass eine stilprägende „Skyline“ verworfen wurde. Ziel war nun eine experimentellere Siedlung, wobei ab 1972 erste Testgebäude errichtet worden sind.
Tatsächlicher Baubeginn war mit dem Abschnitt P 1976, wo bis 1987 etwa 1.000 WE nach Plänen von Hennig errichtet wurde. Ziel war die Abkehr von der „Trabantensiedlung“ hin zum Wohngebiet mit Bürgerbeteiligung und so entstanden vorwiegend Gassen bzw. Plätze ohne Autos, um die „Urbanität der Altstadt zu importieren“. Es entstand die erste autofreie Wohnsiedlung - mit Parkhäusern am Siedlungsrand. Weiterhin wurden Arkaden und Hängedächer gebaut, um das Gebiet bei jeder Witterung für die Bewohner attraktiver zu gestalten.
Das Gebiet R entstand ab 1981 (ebenfalls durch Hennig) mit etwas anderem Konzept: 300 Eigenheime wechseln sich mit 600 WE in mehrgeschossigen Gebäuden ab und geht in das Gebiet S (bis 1998) mit 260 Einfamilienhäusern und 170 WE in Zeilenbauten über.